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Bild: von links Klaus, Anette und Stephan

Von Klaus Rabung

 

 

"Mein Herz schlägt links"

 

 

Hamburg Marathon, 2010

 

Es gibt ja Leute, die hauptberuflich tiefstapeln und jammern. Nein, zu denen zähle ich mich wirklich nicht. Doch bei der Vorbereitung zum Hamburg Marathon tat ich mir oft selber leid. Aber es musste sein. Hamburg, das Tor zur Welt, für mich die schönste Stadt in Deutschland, ja dort will ich es noch einmal versuchen, trotz meinem hohen Alter.  November, es wird kalt in Deutschland, kein Wetter zum Laufen. Jetzt ist die richtige Zeit, um endlich mal die Leiste instand setzen zu lassen. Beste Betreuung von unserer Lauftreff-Schwester macht Hoffnung auf eine baldige Trainingsaufnahme. Doch da kam nicht mehr viel, im alten Jahr – Schonung war angesagt. Neues Jahr, neues Glück. Auf Schnee laufen macht auch mal Spaß, aber doch nicht ständig. Bin doch kein Yeti. Eine kleine Erkältung - kann ja mal vorkommen und eine Woche Pause wegen Wintersport muss auch mal drin sein. Schon wieder eine Erkältung, jetzt wird’s aber langsam Zeit, um in die Pötte zu kommen. Ein sehr hartnäckiger Erreger hat was dagegen. Hamburg adieu? Ich kämpfe weiter, denn die Hoffnung stirbt zuletzt. Noch 14 Tage und 35 km stehen auf dem Programm.

Ich nehme das Training wieder auf und….. es geht. Auch die Formkurve vom Wetter steigt. Der Frühling ist mit einiger Verspätung eingetroffen und bringt eine Menge Pollen mit und bei mir rote Augen und Beine, schwer wie Betoneimer. Schlimm. Ganz schlimm.

November, es wird kalt in Deutschland, kein Wetter zum Laufen. Jetzt ist die richtige Zeit, um endlich mal die Leiste instand setzen zu lassen. Beste Betreuung von unserer Lauftreff-Schwester macht Hoffnung auf eine baldige Trainingsaufnahme. Doch da kam nicht mehr viel, im alten Jahr – Schonung war angesagt. Neues Jahr, neues Glück. Auf Schnee laufen macht auch mal Spaß, aber doch nicht ständig. Bin doch kein Yeti. Eine kleine Erkältung - kann ja mal vorkommen und eine Woche Pause wegen Wintersport muss auch mal drin sein. Schon wieder eine Erkältung, jetzt wird’s aber langsam Zeit, um in die Pötte zu kommen. Ein sehr hartnäckiger Erreger hat was dagegen. Hamburg adieu? Ich kämpfe weiter, denn die Hoffnung stirbt zuletzt. Noch 14 Tage und 35 km stehen auf dem Programm. Ich nehme das Training wieder auf und….. es geht. Auch die Formkurve vom Wetter steigt. Der Frühling ist mit einiger Verspätung eingetroffen und bringt eine Menge Pollen mit und bei mir rote Augen und Beine, schwer wie Betoneimer. Schlimm. Ganz schlimm.

 

Heute soll die Glocke läuten, zum Start des 25. Hamburg Marathon. Alles ist vorbereitet. Das grüne Laufshirt liegt über dem Sessel, die Startnummer 1840 akkurat angebracht. Meine innere Stimme sagt mir „lauf nicht, geh mit den Winkern und feuere die Lauffreunde an“. Nein, aufgeben ist nicht mein Ding. Zu lange habe ich mich auf den Hamburg-Marathon gefreut. Wenigstens 10 km mitlaufen die Elbchaussee entlang und zurück zu den Landungsbrücken - soll wohl der schönste Abschnitt sein. Wäre doch besser als nichts. Also ziehe ich mich an, zunächst die Laufhose und dann – olegg – 2 linke Strümpfe eingepackt. Ein Zeichen von oben? Lass laufen? Zwei linke Socken – wenn die wenigstens rot wären. Aber diese Socken sind schwarz und auf beiden steht ein L für links. 42,195 km mit zwei linken Socken -  no go!!! Klaus, geh zu den Winkern, das wird heut nichts. Doch, ich versuche es trotzdem!!!

 

Die Benchmark vom Berlin Marathon liegt bei km 30. Können wir das schaffen? – ja wir schaffen das! Prima Wetter, angenehm warm und ein frischer pollenarmer Wind. Die Signale werden besser. Und dann geht’s auch schon los. Die Schiffsglocke läutet und die Reise beginnt. Was hier wohl ein Haus kostet? Sicherlich Millionen, bei dem schönen Blick auf die Elbe. Die Umgebung lenkt ab, ich denke kaum an meine Leiden. „Spiderman“ – immer wieder „Spiderman“ höre ich die Fans schreien. Spiderman war doch nicht grün oder meinen die gar nicht mich? Links von mir sprintet Spiderman im blau-roten Kostüm und genießt die Ovationen.

 

Und da sind sie schon, die Landungsbrücken und zigtausende von Zuschauern. „Klaus, grün ist die Hoffnung, du schaffst es!“. Die haben gut reden. Von weitem sieht man schon die grün-weiße Lauftreff - Fahne. Unser Oberwinker hat sich da was Tolles einfallen lassen. „Klaus, du sischt gudd aus. Weiter so“. Der Oberwinker macht Mut. Annette wirft mir schon immer vor, dass bei uns türkische Verhältnisse herrschen, da wir immer hintereinander laufen. Laufen in der Türkei nicht die Männer vor den Frauen? Bei uns ist das heute  umgekehrt. „Mir mache schön gemietlich“ beruhigt sie mich (Unn ich 2 Meter gemietlich vorneweg). Die Türkin nervt. Ich kann einfach nicht schneller und außerdem wird’s jetzt warm.

 

KM 22 – die Winker sind wieder da. Sie reichen Schokorührkuchen mit Wasser (kann ich nur empfehle). Wirklich, das Hungergefühl geht weg und die Motivation steigt. Die Strecke ist schön. Viel Wasser, viele Grünflächen und viele Zuschauer. Picknick auf den Rasenflächen und weiß gedeckte Frühstückstische direkt neben der Straße. Da möchte ich mich auch gerne hinsetzen. Nix, do – Sprudelkuche (ich glaab so hescht der) mit Wasser ist auch nicht schlecht. 

 

KM 31 –  die Winker sind schon wieder da. Das baut auf. KM 30 gut überstanden, schon weiter als in Berlin. Nur noch einmal die Waldautobahn hin und zurück – kein Problem!!! (so macht mar sich halt was vor). 200 Meter hinter den Winkern sag ich zu meiner Begleiterin: „Mir hann die Fahn am letzte Raschtplatz vergess -  die Saarlandfahn“. „Kumm, do laafe mer zurick“ sagte meine Türkenfrau. „Ich?? Kenn Meter in die falsch Richtung –met zwei linke Strimp“ Nach ca. 1,5 km war sie wieder da, mit der Fahne und nahm auch gleich wieder den 2 m Abstand ein – wie sich das gehört. Jetzt ist es nicht mehr weit, aber sollte die Strecke nicht flach sein? Kleine Wandereinlage an der Steigung -  so eine Art Power-Walking und dann ging es auch wieder weiter. „Annette, du siehst noch gut aus“ – Recht hatte die Zuschauerin an der Strecke. Mit der Saarlandfahne im Gleichschritt über die Ziellinie (2 m aufgeholt). Ich habe Tränen in den Augen, die nicht allergisch ausgelöst sind. Die Zehen am linken Fuß tun mir weh. Am rechten Fuß mit dem linken Strumpf habe ich keine Beschwerden. Mir ist ein bisschen schlecht. . „Wann iss dann eigentlich de Marathon in Köln??“ 

 

Spiderman kam 10 Minuten nach mir ins Ziel.

 

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